Warum Wut wichtig ist und wie man mit ihr umgeht.
Wut – ein unangenehmes, aber wichtiges Gefühl
Wut gehört zu den Basisemotionen des Menschen – genauso wie Freude, Trauer oder Angst. Trotzdem wird sie oft als „negativ“ empfunden. Besonders bei Kindern und Jugendlichen versuchen viele Erwachsene die Wutausbrüche möglichst schnell zu stoppen oder zu unterdrücken.
Doch Wut ist wichtig. Sie zeigt Grenzen auf, schützt unsere Bedürfnisse und hilft bei der Selbstbehauptung.
Gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – ob in der Familie, in der Schule oder der Therapie – lohnt es sich, einen neuen Blick auf dieses starke Gefühl zu werfen. Statt die Wut zu bekämpfen, sollten wir sie verstehen und bewusst begleiten.
Was ist Wut überhaupt?
Wut ist ein starkes Gefühl, das entsteht, wenn etwas nicht unseren Erwartungen oder Bedürfnissen entspricht oder wenn Grenzen oder Werte verletzt werden. Für Kinder oder Jugendliche kann das beispielsweise ein verweigerter Wunsch, eine als ungerecht wahrgenommene Regel oder auch das Verlieren bei einem Spiel sein.
Das Gefühl zeigt: „Hier stimmt etwas für mich nicht.“
Anders als z. B. Angst zielt Wut nach außen. Das Gefühl ist dazu da ins Handeln zu kommen, etwas zu verändern, sich selbst zu schützen. Genau das macht sie so kraftvoll – aber auch so herausfordernd.
Warum Kinder und Jugendliche lernen sollten, wütend sein zu dürfen
Viele Kinder und Jugendliche lernen früh: „Wut ist nicht okay.“ Wer wütend ist, gilt schnell als laut, ungezogen oder schwierig. Doch wenn Wut nicht ausgedrückt oder verstanden werden darf, kann das langfristige Folgen haben – sowohl im Verhalten als auch im seelischen Wohlbefinden.
Es braucht die Erfahrung, dass Wut erlaubt ist – und wie damit umgegangen werden kann.
Denn:
- Wut hilft bei der Abgrenzung. Kinder und Jugendliche lernen, Nein zu sagen, wenn ihnen etwas nicht guttut.
- Wut zeigt innere Stärke. Sie signalisiert: „Ich bin wichtig.“
- Wut motiviert. Sie setzt Energie frei, um Probleme zu lösen oder Missstände zu verändern.
- Wut schützt. Wer spürt, dass etwas unfair ist, kann dies durch die eigene Wut erkennen und nächste Schritte einleiten.
Wie wir Kinder und Jugendliche im Umgang mit Wut stärken können
Um Wut als kraftvolles Gefühl zu begreifen – und nicht als etwas Bedrohliches –, braucht es Raum, Worte und Möglichkeiten, sie auszudrücken. Das gelingt am besten spielerisch. Warum das so ist, kannst du hier nachlesen.
5 Tipps für den Alltag: So können wir Kinder und Jugendliche durch die Wut begleiten
- Wut zulassen: Kinder und Jugendliche dürfen wütend sein. Wichtig ist nicht, ob sie wütend sind – sondern wie wir damit umgehen.
- Gefühle benennen: Wenn Kinder und Jugendliche ihre Wut nicht benennen können, hilft es, wenn Erwachsene es tun, zum Beispiel so: „Du bist gerade richtig wütend, oder?“
- Regulationsstrategien anbieten: Atemübungen, körperliche Bewegung, ein „Wut-Platz“ oder auch ein Kissen zum Draufhauen können helfen die Wut rauszulassen. Wichtig ist dabei, dass alle beteiligten Personen heile bleiben (dies kann auch vorher als Regel aufgestellt werden).
- Nach dem Sturm sprechen: Ist die Wut abgeklungen, lohnt sich ein ruhiges Gespräch über das, was passiert ist – ohne Schuldzuweisungen.
- Ressourcen nutzen: Zum Donnergrummel oder WutfaktorX bieten kindgerechte Wege, Wut zu verstehen und neue Strategien zu lernen.
Spielerische Hilfen vom Sternwiese-Verlag:
- Verfolge mit dem kostenlosen Grummelmeter deine eigene Wut.
- Lerne mit dem Wutfaktor X Brettspiel mit Wut umzugehen.
- Mit dem Buch Zum Donnergrummel deine Wut verstehen.
- Deine Wut regulieren mit den Superhelden-Helfertricks
(erscheint voraussichtlich im November 2025)
Fazit: Wut ist wichtig – wenn wir sie verstehen lernen
Wut ist keine Schwäche. Sie ist ein starkes Signal dafür, dass etwas nicht stimmt.
Kinder und Jugendliche, die lernen, ihre Wut zuzulassen, zu benennen und zu regulieren, werden selbstsicherer, empathischer und resilienter. So können sie sich besser in der Gesellschaft zurecht finden, sich abgrenzen und mit schwierigen Situationen umgehen.
Quellen ▼
- Verdick, E., & Lisovskis, M. (2015). How to take the grrrr out of anger. Free Spirit Publishing.
- Imlau, N. (2018). So viel Freude, so viel Wut: Gefühlsstarke Kinder verstehen und begleiten-Mit Einschätzungsbogen. Kösel-Verlag.
- Plummer, D. (2008). Anger management games for children. Jessica Kingsley Publishers.